Wasserverschmutzung ARA Obersee: "Seit 30 Jahren noch nie gesehen" | suedostschweiz.ch

2021-12-07 01:58:16 By : Mr. Landy ou

Unkontrolliert floss sehr viel Bohrschlamm oder dergleichen in die ARA Obersee. Der Schaden an der Anlage, den anfallenden Arbeiten und der fachgerechten Entsorgung ist hoch. In Franken lässt sie sich noch nicht abschätzen, liegt aber bei weit über zehntausend Franken. Die Kantonspolizei sucht Zeugen.

Die Verschmutzung wurde erstmals am 4. Mai gegen 14.30 Uhr entdeckt. In einem der Becken der Oberseekläranlage (ARA) in Schmerikon hatte sich das Wasser verfärbt und eine cremige Konsistenz angenommen. Seitdem sei „sehr viel Bohrschlamm oder ähnliches“ unkontrolliert in die ARA gelaufen. Es wird davon ausgegangen, dass das Material von einer Baustelle stammt. Es sind mehrere Tonnen. In den 30 Jahren seiner Tätigkeit bei der ARA Obersee habe er so etwas noch nie erlebt, sagt Betriebsleiter Karl Koller. "In den letzten zehn Tagen haben wir immer wieder Verschmutzungen bemerkt." Diese kamen in Abständen. „Der angerichtete Schaden sowie der Arbeitsaufwand und die Entsorgung des Materials sind hoch“, sagt Koller. Er überstieg bei weitem die Zehntausend Franken. Eventuelle Schäden an den ARA-Systemen sind nicht enthalten. Dies festzustellen ist so gut wie unmöglich. Das System läuft permanent und kann zur Schadenssuche nicht außer Betrieb genommen werden. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass solche auftreten, ist hoch. Das eingebrachte Material ist mineralisch und hat daher eine stark abrasive Wirkung. „Es ist wie Schleifpapier und kann Pumpen oder andere Teile beschädigen“, erklärt Koller. «Kriminelle Energie» Die ARA-Mitarbeiter und verschiedene Fachdienste haben bereits hundert Arbeitsstunden investiert, um den Schaden zu begrenzen und die Täter zu finden. Und nach Einschätzung des Schmerkner-Gemeindepräsidenten Félix Brunschwiler dürften die Täter beteiligt sein: "Wer so viel Mineralmaterial in die Kanalisation einspeist, handelt mit krimineller Energie", ist er überzeugt. Brunschwiler ist Präsident des Abwasserverbandes Obersee (AVO). Dazu gehören die ARA und der Verband Kanalnetz der beteiligten Gemeinden: Schmerikon, Uznach, Gommiswald, Kaltbrunn und Tuggen (SZ). Die Ursache der Verschmutzung konnte noch nicht geklärt werden. Das Kanalnetz verteilt sich auf die fünf Gemeinden und reicht bis nach Rieden. „Wir haben versucht, die Ursache einzugrenzen“, erklärt Koller das Vorgehen. Mitarbeiter kontrollierten Schächte entlang der Kanalisation. Die Verschmutzung wäre mit bloßem Auge sichtbar gewesen. „Wir haben nichts gefunden“, sagt Koller. Auch unzählige Baustellen wurden durchsucht, um die Ursache zu finden. Auch das war erfolglos. Das kantonale Amt für Wasser und Energie geht davon aus, dass es im Einzugsgebiet des östlichen Teils der ARA Obersee eine Baustelle geben muss, aus der der Bohrschlamm nach dem Bohren ins Erdreich dem Abwasser beigemischt wurde. Strafanzeige eingereicht "Solche Erdbohrungen kommen immer häufiger vor, um Geothermie zu nutzen", erklärt Brunschwiler. Sie werden im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens registriert und genehmigt. Große Unternehmer würden sich normalerweise korrekt verhalten. Sie wissen, wie die Dinge laufen und dass Kontrollen zu erwarten sind. "Sie kennen die Anforderungen des Umweltrechts", sagt Brunschwiler. Es könnte sein, dass der Bohrschlamm bewusst in die Kanalisation eingeleitet wurde. Das spart laut Brunschwiler Tausende Franken an Entsorgungsgebühren. Denn wer in den Boden bohrt, muss mehrere Mulden für einen möglichen Überlauf bereitstellen. In diesen setzt sich der Bohrschlamm ab und muss anschließend entsorgt werden. Das kostet Geld. Wegen der massiven Verschmutzung haben das kantonale Umweltamt und die ARA Obersee Strafanzeige erstattet. Die Polizei sucht Zeugen. Personen, die von Erdbohrungen Kenntnis haben, werden gebeten, sich an das Polizeirevier Uznach zu wenden: 058 229 77 11. Wird der Täter gefunden, muss er mit einem Strafverfahren rechnen. Denn gut möglich, dass es zu einem Überlauf in der Kanalisation gekommen ist und der Bohrschlamm in ein natürliches Gewässer gelangt ist. Aber auch das weiß man nicht, wenn man es nicht beobachtet hat. Koller und Brunschwiler wollen aufrütteln, damit so etwas nicht noch einmal passiert. Ändern sich die Anforderungen? Um solche Fälle in Zukunft möglichst zu verhindern, gibt es andere Überlegungen. Wie in anderen Kantonen könnten Baustellen vorab geprüft werden – erst dann würde der Baubeginn genehmigt. In der AVO wird dies laut Brunschwiler schon länger diskutiert. Und vielleicht wegen diesem ernsten Fall bald bestellt.