Pille oder Kugel? - WILD UND HUND

2021-11-22 14:53:42 By : Mr. Lifeng Zheng

Professor Dr. Hans Dieter Pfannenstiel

Liebe Revierbesitzer, in diesem Jagdjahr wird die Untere Jagdbehörde zu folgenden Zeiten Verhütungsmittel oder Abtreibungspillen für Sauen ausgeben ... „Zumindest könnten die Revierbesitzer unter uns bald so von den Behörden angeschrieben werden. Wenn ja, wenn wir das Wildschweinproblem in unserem Land nicht bald anders lösen.

Was ist das Problem? Es gibt mittlerweile Gebiete in Deutschland, in denen über den Schaden durch (Schwarz-)Wild hinaus keine Pacht gezahlt werden muss. In Berlin, mancherorts im Harz, in Hamburg, in Bonn, um nur einige Beispiele zu nennen, ist das Wildschwein zum Ärgernis für Gartenbesitzer und zu einem bedeutenden Kostenfaktor für urbane Sport- und Grünanlagen geworden. Selbst in Kartoffelkellern am Rande der Großstadt bricht es zusammen.

In Hessen ist die Schonzeit für Deserteure vom 1. Februar bis 15. Zusammenhang mit dem tausendfachen Keulen (angeblich) infizierter Hausschweine.

Schon diese kurze Liste zeigt, dass der Wildschweinbestand in Deutschland in den letzten zwanzig Jahren tendenziell kontinuierlich zugenommen hat und die Sauen in Deutschland mittlerweile fast überall verbreitet sind. Dies wird von der nichtjagdlichen Öffentlichkeit und den zuständigen Behörden zunehmend kritischer wahrgenommen. Kurzum: Wir Jäger sind gefordert.

Was sind die Ursachen für diesen immensen Anstieg der Zahl der Sauen? Selbst hochkarätige Ökologen sind derzeit nicht in der Lage, die periodischen Populationsschwankungen von Wildtieren ausreichend zu verstehen oder gar zu erklären.

Versucht man sich die ungeheure Vielfalt der Zusammenhänge in einem Ökosystem zwischen Tieren, Pflanzen und der unbelebten Umwelt vorzustellen, wird einem vielleicht ein wenig bewusst, wie schwierig es ist, hier einfache kausale Zusammenhänge zu erkennen.

Man kann sich das Ganze als riesige, komplizierte Mechanik vorstellen, in der man hier und da ein Stellrad drehen kann, ohne dass die Maschine zunächst aus dem Tritt gerät. Nach einer Weile schaukelt es jedoch und es passiert etwas Dramatisches – ohne im Nachhinein genau zu wissen, welches Rädchen oder welche Kombination letztendlich für die Veränderungen im System verantwortlich war. Dies gilt auch für die „wundersame“ Zunahme der Sauen in unserem Land.

Zunächst die Veränderungen im Lebensraum: Die unbestreitbare globale Erwärmung - deren Ursachen sicher diskutiert werden können - zusammen mit einem erhöhten Düngereintrag (Stickstoff) führen zu häufigeren Halb- und Vollmasten im Wald. Klimaänderungen wirken sich aber auch direkt auf die Sauen aus. Kalte Winter werden seltener. Neugeborene, die Anfang Dezember oder Januar frisch erfrischt werden, sterben jetzt deutlich seltener an klimatischen Einflüssen. Im Oberharz sind zum Beispiel Wildschweine das ganze Jahr über stehendes Wild! Gleichzeitig steigen die Erträge landwirtschaftlicher Nutzpflanzen kontinuierlich. Es werden immer mehr Pflanzen angebaut, die der Schwarzkittel gerne als Nahrungs- und Einstiegspunkt nutzt – zum Beispiel Mais und Raps. Allein die Maisanbaufläche in Deutschland ist von rund 200.000 Hektar im Jahr 1960 auf heute rund 1,5 Millionen Hektar angewachsen. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, die Futtermenge im Auge zu behalten, die bei unsachgemäßer oder illegaler Fütterung zusätzlich in den Landkreis gebracht wird.

Die Sauen selbst reagieren auf diese positiven Veränderungen ihres Lebensraumes durch ihr enormes Reproduktionspotential mit einem raschen Bestandszuwachs. Heute müssen wir, bezogen auf die gesamte Frühjahrspopulation, von mindestens 200 Prozent Wachstum pro Jahr ausgehen. Wenn Sie es also im März mit rund 30 Sauen in einem Revier oder einem Revierkomplex zu tun haben, dann ohne Jagdeingriff und ohne Berücksichtigung einer unbekannt hohen natürlichen Sterblichkeit nach der Fortpflanzungsphase sind es bereits 90 Sauen, in der Folgephase schon 270 usw. Keine einheimische Schalenwildart reagiert so schnell auf verbesserte Umweltbedingungen wie das Wildschwein.

Sauen haben auch eine selbstverändernde Wirkung auf ihren Lebensraum. Ihre Rolle bei der „Bodenbearbeitung“ und der damit verbundenen Veränderung der Pflanzengemeinschaften ist bekannt. Sie fressen auch Mäuse und Insekten. Die Rolle der Sauen als Räuber ist ebenso bekannt, aber hierzulande kaum wissenschaftlich erforscht. Es wurde gezeigt, dass Sauen Kitze, junge Hasen, Bodenbrüter und deren Gelege fressen. Entsprechende Studien in Texas zeigen einen signifikanten Anteil von Sauen, die Jungrinder (Kälber, Lämmer etc.) verloren haben.

Dies gilt sicherlich in ähnlicher Weise für einheimisches Jungwild. Bei künstlichen Bodenschichten mit Hühnereiern, die ins Freie gebracht wurden, trugen Sauen bis zu 30 Prozent der Verluste bei. Der Einfluss des schwarzen Fells auf Bodenbrüter und Niederwild wird zweifellos dort unterschätzt, wo Sauen lange Zeit stehendes Wild haben und man sich unmerklich an die Verluste gewöhnt hat. Treten Sauen in relativ großer Zahl auf, muss man sich auf einen vergleichsweise starken Rückgang des Niederwilds und auch auf hohe Rehkitzverluste beim Rehwild einstellen. Auf unserem rund 800 Hektar großen Areal in Brandenburg ist die Zahl der Sauen in den letzten Jahren aus verschiedenen Gründen, unter anderem intensiver Jagd, stark zurückgegangen. Gleichzeitig beobachten wir eine Zunahme des Damwild- und Rehwildbestandes. Ob hier jedoch tatsächlich ein direkter Zusammenhang besteht, müsste längerfristig untersucht werden.

Zwischenbilanz I: Die Zahl der Sauen steigt weiter. In der verbesserten Lebenssituation des Wildschweins - Fütterung, Deckung und Klima - ist ein Komplex von Ursachen zu sehen.

An dieser Stelle ist ein kurzer Blick auf das Sozialverhalten und die Fortpflanzungsbiologie von Wildschweinen notwendig. Brooks, Neuankömmlinge und weibliche Überläufer leben in Familienverbänden zusammen. Ältere Wildschweine sind in der Regel Einzelgänger außerhalb der Hochsaison. Der Leitbach – meist der älteste und stärkste Wildbach der Gruppe – bestimmt ihren Tagesablauf und hat maßgeblichen Einfluss auf Fortpflanzungsprozesse. Wo und wann die Gruppe Futter sucht und wo sie tagsüber reinstößt, das alles bestimmt den Leitbach. Dafür, dass im Spätherbst die älteren Bäche eines Rudels fast zeitgleich laut werden, spielt offenbar auch der Leitbach die Schlüsselrolle. Es synchronisiert die Wiedergabe im Pack. Ebenso unterdrückt der Leitbach in intakten sozialen Strukturen normalerweise den Rausch der neugeborenen Bäche.

Ab Mai nehmen die Neugeborenen etwa fünf Kilogramm pro Monat zu – sie wiegen dann im Schnitt etwa zehn Kilogramm. So wiegen sie im Herbst etwa 30 Kilogramm oder mehr und sind dann schon fruchtbar. Vor dem Auffrischen schnitten die Bäche ihre männlichen Neulinge aus dem letzten Jahr, die Überläufer-Eber, aus dem Rudel. Solche Jugendlichen ziehen dann allein oder unter Umständen in kleinen Rudeln weit herum. Es ist fast „anrührend“ und interessant zu sehen, wie insbesondere schwächere Überläufer-Eber im März und April versuchen, ihrem Rudel in angemessener Entfernung zu folgen. Kurz vor der Frische trennen sich die Bäche von der Masse. Wenn die Neuankömmlinge den Streukessel dauerhaft verlassen können, vereinigen sich die Bäche und ihre Neuankömmlinge zu einem großen (Familien-)Rudel.

Eber haben eine durchschnittliche Lebenserwartung von etwa fünf bis sechs Jahren im Vergleich zu Bächen von bis zu zehn Jahren. In den höheren Altersgruppen überwiegt daher deutlich das weibliche Geschlecht, was übrigens auch für die wiederkäuenden Schalenwildarten gilt.

Betrachtet man die Jagdsituation im Folgenden genauer, stellt sich immer wieder die Frage, wie sich verschiedene Eingriffe auf die Sozialstruktur auswirken und inwieweit die erreichte Distanz durch das Verhalten der Sauen erklärt werden kann.

Wie ist die Jagdsituation? Gleichzeitig mit den Strecken sind die Zahlen in den letzten Jahren deutschlandweit erschreckend gestiegen. Trotz der starken Dominanz weiblicher Küken in der Population ist der Anteil der männlichen Sauen auf der Route deutlich höher als der der weiblichen. In Brandenburg zum Beispiel beträgt das jährliche Geschlechterverhältnis beim Abschuss rund 45 Prozent weibliche zu 55 Prozent männliche Sauen. Eine große Rolle spielen dabei die wandernden Wildschweine. Sie kommen häufiger vor und sind, besonders wenn sie in kleinen Rudeln kommen, leichter zu jagen. Im Klartext heißt das: Trotz des Überschusses an weiblichem Wild in der Population wird mehr männliches Wild bejagt, was den weiblichen Anteil weiter erhöht. Dadurch erhöht sich automatisch die Reproduktionsrate – ein Teufelskreis.

Bei allen anderen Schalenwildarten überwiegt der Weibchenanteil entlang der Route, und das aus gutem Grund. Das Paradoxe an dieser Situation ist, dass bei allen Wildschweinen, bei denen die Reproduktionsrate weit über der anderer Schalenwildarten liegt, zu wenig in das weibliche Wild eingegriffen wird. Die Gründe dafür liegen jedoch auf der Hand. Die älteren Jäger, aber ich fürchte auch viele jüngere, haben gelernt, dass Bäche in der Jagdpraxis tabu sind. Oft genug werden auch starke Bäche als Wildschweine angesprochen. Diese "Großschweine", die beispielsweise bei Drückjagden die Corona-Krise anführen, sind fatalerweise meist die Hauptströmungen. Besonders negativ wirkt sich ein solches Stream-Shooting aus. Den anfangs führerlosen Crews kommt immer mehr Schaden zu, der Ansturm der Frischlinge wird nicht unterdrückt und fast jeder mit einem Gewicht von 30 Kilogramm oder mehr wird beschlagen. Der Ansturm im Rudel verläuft asynchron, und die Neuankömmlinge werden zur falschen Jahreszeit gefischt.

Dass zu wenige weibliche Sauen bejagt werden, liegt auch daran, dass viele Jäger die Biologie der Sauen nicht ausreichend kennen oder ihr Wissen nicht in der Jagdpraxis anwenden. Neugeborene werden im Rottenverband auch ohne eigene Mutter weitergetragen, wenn sie etwa 20 Kilogramm wiegen und nicht mehr gestreift sind. Was spricht also dagegen, im Herbst einen schwächeren Bach aus einem gemischten Rudel zu töten, wenn alle Neugeborenen in einem Rudel etwa 20 Kilogramm oder mehr wiegen? Was spricht dagegen, im Januar oder Februar auf einen vernebelten Bach zu schießen?

Bei den Bächen müssen wir unbedingt stärker oder überhaupt eingreifen. Wir werden die Sauen bei rund 200 Prozent Wachstum auf keinen Fall ausrotten, auch wenn der Bachanteil an der Tötung 20 Prozent erreicht. Aber was spricht dagegen, den Finger auf die Jagd zu halten, wenn ein "Klavier" an der Spitze den Gang überfällt? Auf diese Weise schützen wir den sehr wichtigen Leitbach.

Sollte man nicht eher das stärkste Neugeborene aus einem Rudel töten, weil es im Zweifelsfall am ehesten am Fortpflanzungsprozess selbst teilnimmt?

Zwischenbilanz II: Der Anteil weiblicher Sauen auf der Strecke muss deutlich erhöht werden. Bei sehr hohen Wildschweinbeständen vor Ort können auch Wildschweinfänge zur Reduzierung verwendet werden. Bei richtiger Handhabung stellen sie ein tierschutzkonformes Jagdinstrument dar, das einst in der DDR erfolgreich eingesetzt wurde. Die Vorstellung, dass Banden in großen Fängen liquidiert wurden wie bei einer gestoppten Jagd, entspricht nicht den Tatsachen. Sauen aus dem großen Fang werden einzeln in kleine Fangboxen getrieben und vom Fang weggejagt. Wir vor Ort, sozusagen an der „Sauenfront“, müssen versuchen, unseren Teil des Problems mit allen jagdlichen Mitteln zu lösen. Unser Ruf steht auf dem Spiel.

Andere Verhaltensweisen von uns Jägern erschweren die Jagd auf die Sauen unnötig. Dazu gehört die Aufteilung eines Gebietes in winzige Pirschgebiete in Verbindung mit mangelnder Kommunikation zwischen den dortigen Jägern. Im Gegenteil, wir müssen mehr über alle Reviere herausfinden: Wo sind die Sauen? Wo schaden sie? Welche Wiese, welche andere Kultur ist besonders gefährdet? Auch die gebietsübergreifende Zusammenarbeit ist für eine möglichst realistische Bestandsbewertung unabdingbar. Jagdmaßnahmen müssen in den Gebieten geplant und durchgeführt werden, in denen die Ackerbaumgrenze auch die territoriale Grenze bildet, insbesondere dort, wo Steuerwaldflächen an private Ackerflächen grenzen. Und warum lassen viele Revierbesitzer nicht viel öfter leidenschaftliche (Jung-)Jäger Sauen mit viel Fleisch jagen?

Hat der Gesetzgeber in den Bundesländern außerdem erkannt, dass einige der derzeit gültigen Jagdzeiten für Sauen aus Zeiten stammen, als die Herde nur noch ein Bruchteil von dem war, was sie heute ist? Bei den Veterinärbehörden ist auch zu erfragen, ob die Kosten der Trichinenkontrolle in einem angemessenen Verhältnis zum Wilderlös stehen. Es darf nicht sein, dass bei einem Zehn-Kilogramm-Neuling, den man als Prüfbescheinigungsinhaber vom Finanzamt sogar kostenlos mitnehmen darf, der Trichinenblick mehr als 15 Euro kostet.

Was also zu tun ist Oberste Priorität hat die gebietsübergreifende Zusammenarbeit in der Sauenjagd, und zwar in allen jagdlichen Belangen: Bestandsaufnahme, Abschussplanung, gebietsübergreifende Festlegung räumlicher und zeitlicher Jagdprioritäten, Dokumentation und Auswertung der Route. Die Planung und Durchführung des Schießens muss untereinander und mit den Landwirten, insbesondere in angrenzenden Acker- und Waldgebieten, abgestimmt werden. Jeder Jagdberechtigte, jeder, der eine Erlaubnis hat, muss verstehen, dass man als Jäger, insbesondere als Pächter, Verantwortung übernommen hat. Unser Erfolg bei der Lösung des Wildschweinproblems wird unser zukünftiges Ansehen in der immer kritischer werdenden Öffentlichkeit und beim Gesetzgeber entscheidend beeinflussen. Eine zeitgemäße Wildschweinjagd muss in absehbarer Zeit zu einer deutlichen Reduzierung der Bestände führen. Dazu müssen wir alle aktuellen Erkenntnisse stärker als bisher in die Jagdpraxis umsetzen. Denn es gibt tatsächlich schon Leute, die mehr oder weniger laut darüber nachdenken, ob man den Sauen nicht die Pille oder Abtreibungsmedikamente geben soll, um "die Pest zu meistern". Wollen wir es wirklich so weit kommen lassen?

Alle Theorie ist grau und abstrakte Warnungen sind in der Praxis schwer zu verstehen. Deshalb möchte ich hier einen ganz konkreten Rahmen definieren, der bestimmen soll, wie wir die Sauen in Zukunft bejagen, wenn wir die Herden nachhaltig reduzieren wollen.

1. Organisieren Sie die Wildschweinjagd in allen Territorien. 2. Der Leitbach muss unbedingt geschützt werden. 3. Räumungsanteil nicht weniger als 20 Prozent des weiblichen Schusses. 4. Töten Sie im Herbst und frühen Winter den schwächsten Bach aus Familienherden mit Frischlingen über 20 kg, unabhängig davon, ob sie selbst Frischlinge führen. 5. Junges Bachschießen hauptsächlich im Januar/Februar (vernebelte Überlaufbäche). 6. Jagen Sie die gestreiften Jungen bereits heftig. 7. Töte zuerst die stärksten Rookies. 8. Führen Sie auf der gesamten Strecke körperliche Nachweise durch, wobei das Alter möglichst genau bestimmt wird. 9. Unter keinen Umständen Wildschweine füttern! 10. Evtl. Eberbarren installieren, soweit es das jeweilige Landesjagdgesetz und die örtlichen Gegebenheiten zulassen. 11. Kirren nur im Herbst und Winter und nur im Wald. Noch ein Hinweis zur Fütterung: Fütterung als Jagdhilfe an wenigen Stellen im Wald - ca. eine Fütterung pro 300 Hektar - bedeutet, kleine Mengen geeigneten Futters (max. 2 kg / Woche) zu verteilen. Es dürfen nur vollständig geräumte Fressplätze nachgefüllt werden.

Sauen - sie sind intelligent, anpassungsfähig und sehr fruchtbar. Die Populationen explodieren und überall ist dasselbe zu hören: „Die Jäger bekommen das Wildschwein nicht in den Griff.“ Professor Dr. Hans Dieter Pfannenstiel widerspricht und sagt, wie man das Wildschweinproblem lösen kann.