100 Aussteller bieten auf der Fossilienbörse einen Querschnitt durch die Erdzeitalter: „Die Steine ​​lassen dich nicht los“ - Kreis - Esslinger Zeitung

2021-11-22 15:01:02 By : Ms. Tina Zhao

Fast 2000 Besucher machten die Fossilienbörse in der Filderhalle in Leinfelden-Echterdingen zum Mekka für Steinklopfer, Hobbysammler und Wissenschaftler.

Leinfelden-Echterdingen Lebhafter Handel in der Tiefgarage, die ältesten Lebewesen der Erde und ein Foto eines möglicherweise noch unbekannten Flugsauriers online – die Fossilienbörse in der Filderhalle hat ihre eigenen Geschichten geschrieben.

Die Händler: Paul Kristensen kommt aus Dänemark und war zum ersten Mal auf dem Fossilienmarkt vertreten. Hingucker war ein 3,5 Meter langer Mammutstoßzahn, um den sich immer wieder unzählige Besucher schlichen. Auch der Däne Kristensen war von letzterem sehr angetan: „Das ist ein sehr professionelles Publikum hier, das ist perfekt für uns Trader.“ Robert Müller hatte mit Abstand die ältesten Objekte an der Börse: Stromatolithen sind mit rund 3,5 Milliarden Jahren die ältesten bekannten Fossilien. Die biogenen Sedimentgesteine ​​sind das Ergebnis des Wachstums und Stoffwechsels von Mikroorganismen. „Die Bakterien, die hier ihre Spuren hinterlassen haben, sind die allerersten Lebewesen“, erklärt Müller. Der gebürtige Bielefelder ist mit seiner Spezialität europaweit konkurrenzlos: „Aber wenn man einmal angefangen hat, hört man nicht auf. Die Steine ​​lassen dich nicht los. "

Der Veranstalter: Seit 2015 ist der Fossil-Online-Händler Heiko Sonntag aus Hirschberg für die Organisation des Austauschs verantwortlich. Die Veranstaltung war seit der Premiere stets innerhalb kürzester Zeit von den Händlern ausgebucht: „Wir haben das europaweite Alleinstellungsmerkmal, dass wir ausschließlich mit Fossilien handeln. Ansonsten gibt es solche Börsen nur in Kombination mit Mineralien, und sie machen einen größeren Teil der Ausstellungsfläche aus. „Der Sonntag verzeichnete an den beiden Tagen rund 2000 Besucher, am Eröffnungstag standen die Leute schon vor dem Start in der Schlange vor der Tür. „Das sind die wahren Sammler, die für besondere Gegenstände manchmal eine höhere Summe auf den Tisch legen.“ Auch wenn die wirklich sensationellen Objekte es oft nicht einmal in die Halle schaffen: „In der Tiefgarage floriert das Gewerbe. Vor einigen Jahren wurde beispielsweise ein Archaeopteryx angekündigt. Aber ich habe es nicht gesehen, es hatte schon den Besitzer gewechselt, bevor es überhaupt in der Halle auftauchte. „Das Highlight der diesjährigen Messe waren ein paar seltene, außergewöhnlich gut erhaltene versteinerte Libellen:“ Aber sie waren auf Anhieb verkauft, schließlich haben sie es in die Halle geschafft. "

Die Sammler: Das Ehepaar Jannaschk aus Rheinland-Pfalz ist seit rund drei Jahren mit dem Steinschlagvirus infiziert und fast 300 Kilometer gefahren, um den Fossilienmarkt zu besuchen. „Wir sind zum ersten Mal hier und sind begeistert“, sagt Uwe Jannaschk. Die Jannaschks wurden durch Bekannte geschlagen: „Wir haben beide einen anstrengenden Job, da ist das genau das Richtige für uns. Du bist in der Natur unterwegs und machst etwas Sport. „Und damit die Funde in Zukunft professioneller aufbereitet werden können, kauften die Jannaschks für 1550 Euro ein Sandstrahlgerät:“ Das ist natürlich viel Geld, aber was nützt es, wenn man seine Objekte nicht reinstecken kann das Rampenlicht? "

Der Wissenschaftler: Interviewpartner war Dr. Günter Schweigert vom Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart. „Hier herrscht immer ein reger Austausch und man lernt Leute kennen, mit denen man vorher nur per E-Mail Kontakt hatte“, sagt die Paläontologin. Für den Wissenschaftler haben die Hobbysammler einen unschätzbaren Wert: „Ohne die Arbeit der Hobbysammler würde die Wissenschaft alt aussehen. Es gibt nur wenige Jobs für Paläontologen und sie beinhalten normalerweise viel Schreibtischarbeit. Für Feldstudien bleibt oft wenig Zeit. Insofern leisten die Hobbysammler einen wichtigen Beitrag zur Forschung. „Übrigens kann im Prinzip jeder alleine rausgehen – nur die Eigentumsverhältnisse des Forschungsbereichs müssen geklärt werden. Sonderfunde müssen beim Naturhistorischen Museum angemeldet werden. Klassifiziert das Museum den Fund als Kulturdenkmal, gehört er automatisch dem Land – wenn nicht, dem Finder oder dem Eigentümer der Stätte.

Die Community: Die Fossilien-Community www.steinkern.de hat knapp 5000 Mitglieder. Gegründet wurde sie von Sönke Simonsen, der hauptberuflich die Website und das dazugehörige Magazin betreut, das viermal im Jahr erscheint. Bilder können im Forum kostenlos eingestellt werden, um Identifikationshilfen von Experten zu erhalten. Und nur einen Tag vor Beginn des Austauschs postete ein User einen Fund aus Sonthofen, den die Mitglieder schnell als Skelett eines möglicherweise noch unbekannten Flugsauriers identifizierten. Das hat natürlich für viel Gesprächsstoff auf dem fossilen Markt gesorgt. „Das ist eine kleine Sensation. Man muss jahrelang suchen, bevor man so einen Fund macht – wenn überhaupt“, sagt Simonsen.