Energiekosten in der Schweiz - Schweizer Unternehmen wollen steigende Strompreise an Kunden weitergeben | Tagesanzeige

2021-12-07 01:54:44 By : Mr. David Hang

Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version oder wechseln Sie zu einem anderen Browser wie Chrome, Safari, Firefox oder Edge, um Sicherheitslücken zu vermeiden und die bestmögliche Leistung zu gewährleisten.

Viele Unternehmen kaufen ihren Strom auf dem freien Markt. Hier wirken sich die gestiegenen Energiepreise deutlich aus. Die ersten Unternehmen wie Holcim und Swiss Steel wollen ihre Produkte deshalb verteuern.

Öl, Kohle, Gas und damit auch Strom sind massiv teurer geworden. Das spüren nun grosse Schweizer Firmen mit hohem Energieverbrauch. Wer Strom auf dem freien Markt kauft, ist direkt betroffen. Die ersten Unternehmen reagieren bereits auf den deutlichen Anstieg: Swiss Steel und Holcim kündigen an, die steigenden Preise an ihre Kunden weitergeben zu wollen.

Swiss Steel produziert Edelstahl nach dem Elektrostahlverfahren: Stahl wird aus Stahlschrott mit Hilfe von Strom unter großer Hitze hergestellt. Bei diesem Verfahren wird 90 Prozent weniger umweltschädliches CO₂ emittiert als bei der Herstellung im Hochofen. Doch das Verfahren benötigt dreimal so viel Strom wie die Produktion im Hochofen.

"Niemand hat den drastischen Anstieg der Strompreise in diesem Ausmaß vorausgesehen."

Das hat Konsequenzen. „Die hohen Energiekosten wirken sich direkt auf unsere Produktionskosten und Profitabilität aus“, erklärt eine Sprecherin von Swiss Steel. "Niemand hat den drastischen Anstieg der Strompreise in diesem Ausmaß vorausgesehen."

Die steigenden Energiekosten will Swiss Steel nun an ihre Kunden weitergeben. „Mit Blick auf die Zukunft ist es denkbar, die Preise unserer Waren an die Entwicklung der Energiepreise zu koppeln“, sagte die Sprecherin. Die Deutschen Edelstahlwerke beispielsweise erheben ab November einen Energiezuschlag. Dieser Zuschlag richtet sich nach Angaben des Unternehmens nach den jeweiligen Energiepreisen und hängt auch davon ab, um welchen Stahl es sich handelt.

Im Interview mit dem „Spiegel“ fand Firmenchef Frank Koch klare Worte. Bei den aktuellen Preisen rechnet sich der Betrieb der Deutschen Edelstahlwerke nicht mehr. „Auch kurzfristige Produktionsstopps oder Schichtverlagerungen sind denkbar.“ Um die Lage für die Branche zu entschärfen, forderte er zudem staatliche Unterstützung. "Wir brauchen jetzt sofort Entlastung", sagte Koch dem Magazin.

In der Schweiz betreibt Swiss Steel ein Stahlwerk in Emmenbrücke. 2014 wählte das Unternehmen Alpiq als Stromlieferanten und unterzeichnete einen mehrjährigen Liefervertrag. Ob der Strom aktuell noch von Alpiq kommt, ließ Swiss Steel offen.

Zwischen den Unternehmen besteht eine enge persönliche Beziehung. Jens Alder ist Aufsichtsratsvorsitzender beider Unternehmen. Unabhängig davon deckt das Unternehmen einen Teil des Energiebedarfs am Spotmarkt, wo Strom sehr kurzfristig zu aktuellen Preisen eingekauft wird – und dieser ist zuletzt stark gestiegen.

Auch Zementwerke zählen zu den größten Energieverbrauchern. Auch Holcim reagiert laut einer Sprecherin mit Preiserhöhungen auf steigende Strompreise. Zudem setzt das Unternehmen zunehmend auf alternative Brennstoffe wie Abfall anstelle von fossilen Brennstoffen wie Öl oder Gas, um Preisschwankungen weitestgehend auszugleichen. Auch der deutsche Konkurrent Heidelberg Cement hat laut Reuters angekündigt, aufgrund der hohen Stromkosten die Preise anzuheben.

In der Schweiz treffen die steigenden Strompreise derzeit vor allem Grossunternehmen – Privatkunden und kleinere Firmen mit einem Jahresverbrauch von weniger als 100'000 kWh hingegen weniger. Den Strom müssen Sie bei Ihrem regionalen Versorger kaufen. Der Preis dafür wird lange im Voraus festgelegt. (Details dazu finden Sie hier.) Die in den letzten Monaten stark gestiegenen Großhandelspreise haben sich daher nicht ausgewirkt. Längerfristig könnten aber auch die Preise für Kleinkunden steigen.

Kunden mit einem Verbrauch von über 100.000 kWh haben hingegen die Wahl. Sie müssen Ihren Strom nicht zu regulierten Preisen bei Ihrem örtlichen Versorger kaufen, sondern können auch andere Anbieter nutzen. Der Preis auf dem freien Markt ist stärker an die Großhandelspreise gekoppelt, die zuletzt stark gestiegen sind.

Doch nicht alle grossen Schweizer Unternehmen sind gleichermaßen betroffen. Die SBB – nach eigenen Angaben der grösste Stromverbraucher der Schweiz – produzieren einen grossen Teil ihres Stroms selbst. Zudem sind die SBB an verschiedenen Energiekonzernen beteiligt und haben den Strom mit längerfristigen Verträgen abgesichert, wie eine Sprecherin erklärt. Der jüngste Anstieg der Energiekosten wird sich daher nicht direkt auf die SBB auswirken.

Der Industrieverband Swissmem - der Metall-, Maschinen- und Elektrohersteller vertritt - sieht metallverarbeitende Betriebe sowie Stahlhersteller und Gießereien, die viel Energie für ihre Produktion benötigen, besonders betroffen. „Nicht alle können die Mehrkosten an die Kunden weitergeben. Das wirkt sich direkt auf die Marge aus», so Verbandssprecher Ivo Zimmermann.

„Bei diesem Verfahren wird aus Stahlschrott mit Hilfe von Strom unter großer Hitze Stahl hergestellt. Dabei emittiert man zwar 90 Prozent weniger umweltschädliches CO₂ als die Produktion im Hochofen. Aber das Verfahren benötigt dreimal so viel Strom wie die Produktion in einem Hochofen."

Das ist technisch ungenau. Im Hochofen wird aus Erz nicht Stahl, sondern Eisen (Gusseisen) hergestellt. Kohle wird nicht nur zum Heizen benötigt, sondern auch als chemisches Mittel. Die Endprodukte sind Fe und viel CO₂. Die Veredelung von Eisen zu Stahl erfolgt dann im Konverter (Bessemer Birne) und erfordert wiederum große Wärmemengen. Die Herstellung von Stahl mit Strom aus Stahlschrott ist daher ein ökologisch sinnvolles Recycling. Vor allem, wenn dieser Strom aus erneuerbaren Quellen gewonnen wird.

Die Schweiz diskutiert über die Sicherheit ihrer Stromversorgung. Wir haben mit Experten gesprochen.

Der Stadler Rail-Chef kauft bei Swiss Steel. Er übernimmt ein Aktienpaket von Großaktionär Martin Haefner, der damit die absolute Mehrheit aufgibt.

Martin Haefner ist Mathematiklehrer, Amag-Erbe und seit kurzem auch Investor des maroden Stahlkonzerns Swiss Steel. Viele fragen sich warum.