Oft unbeachtet, aber mit einer großen Bedeutung: Der Karlsruher Rheinhafen ist die "Lebensader" der Wirtschaft | ka-news

2022-07-30 12:51:23 By : Mr. Frank Duan

Sie können jetzt Artikel in Ihrer Leseliste speichern und lesen, wann immer Sie möchten.

Artikel wurde in der Leseliste gespeichert.

Der Rheinhafen Karlsruhe gehört zum Geschäftsbereich Rheinhäfen der Karlsruher Versorgungs-, Verkehrs- und Hafen GmbH (KVVH GmbH), einer Gesellschaft der Stadt Karlsruhe. Ausgelegt war der Hafen ursprünglich auf ein Umschlagsaufkommen von 300.000 Tonnen jährlich. Bereits im Jahr 1911 wurde aber die Millionengrenze überschritten. Das geht aus den Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs "Rheinhafen Karlsruhe 1901 bis 2001" hervor. Über die Jahre hinweg wurde der Hafen um das Nord- und Südbecken sowie den Ölhafen erweitert.

"Heute rangieren die Rheinhäfen Karlsruhe mit einem Umschlagsaufkommen von jährlich rund 7 Millionen Tonnen auf dem siebten Platz unter den Top 10 der deutschen Binnenhäfen. Damit übernehmen sie für die Stadt und Region Karlsruhe die Funktion einer logistischen Drehscheibe und bieten über 5.700 Menschen einen Arbeitsplatz", so Patricia Erb-Korn, Geschäftsführerin des Geschäftsbereichs Rheinhäfen.

Die Entwicklung des Rheinhafens liegt laut den Betriebskennzahlen der Rheinhäfen Karlsruhe in den vergangenen fünf Jahren stabil bei rund 7 Millionen Tonnen jährlich. Im Hafen werden unter anderem Öl, Edelstahl, Baustoffe, Schrott, Getreide und Futtermittel sowie Container umgeschlagen.

"Die transportierte Umschlagmenge hängt natürlich auch vom Wasserstand des Rheins ab. So führte im Jahr 2016 eine relativ lange Niedrigwasserperiode dazu, dass das wasserseitige Aufkommen auf 6,7 Millionen Tonnen zurückging. Im Jahr 2017 konnten wir das Aufkommen wieder um rund 0,6 Millionen Tonnen auf insgesamt 7,3 Millionen Tonnen steigern", sagt Patricia Erb-Korn.

Nach wie vor sind die Hauptumschlagsgüter Mineralölprodukte mit 63,3 Prozent im Jahr 2017. "Mit dem Ölhafen und der dort ansässigen MiRO verfügen wir über einen ausgezeichneten Partner. Durch die Schließung von Raffinerien, zum Beispiel in der Schweiz, wird dem Standort Karlsruhe eine strategische Funktion für die Versorgung von Mineralölprodukten zugesprochen. Obwohl die Elektromobilität derzeit in aller Munde ist, wird man auch in Zukunft nicht auf Mineralölprodukte verzichten können. Wir sind in diesem Marktsegment mit der MiRO sehr gut aufgestellt", so Patricia Erb-Korn.

Ralf Schairer ist Technischer Geschäftsführer der MiRO Mineraloelraffinerie Oberrhein. Der direkte Anschluss an den Transportweg Rhein bedeutet für ihn einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Raffinerie-Standorten: "Ungefähr ein Viertel der bei uns hergestellten Mineralölprodukte werden per Schiff auf dem Rhein zum Kunden transportiert. Außerdem ist der Rhein wichtig, um übergroße Anlagenteile anzuliefern, so wie im letzten Jahr unsere beiden neuen riesigen Coke Drums", sagt er. Bei den Coke Drums handelt es sich um 400 Tonnen schwere Behälter, die im Oktober 2017 über den Rhein in Karlsruhe ankamen.

Mineralölprodukte und feste Brennstoffe machen zwar den Großteil des Güteraufkommens aus, doch ist der Rheinhafen ebenfalls im Bereich der Getreideerfassung immens wichtig. So ist auch das Karlsruher Hafensilo, eine Niederlassung der ZG Raiffeisen, im Rheinhafen angesiedelt. Dieses erfasst vor allem Mais, Weizen und Raps. "In den vergangenen Jahren haben wir Millionenbeträge in unseren Standort am Rheinhafen investiert und unsere Kapazitäten für die Erfassung, Lagerung und Trocknung stark erweitert", sagt Franz Utz, Geschäftsbereichsleiter Vermarktung bei der ZG Raiffeisen.

Er bezeichnet die Wasserstraße Rhein als "Lebensader" für die Vermarktungsaktivitäten und damit auch für die Landwirte in der Region: "Die Zahl der getreideverarbeitenden Betriebe, also unsere Kunden im In- und Ausland, wird immer geringer – bei steigender Betriebsgröße. Große Mengen Ware müssen zum Teil weite Wege zurücklegen. Ohne die Wasserstraßen wäre es gar nicht möglich, diese logistischen Anforderungen zu erfüllen. Der Transport über die Straßen wäre viel zu teuer und würde dort zum Kollaps führen. Wir vermarkten zwischen 50 und 60 Prozent des gesamten Getreides über Wasserwege", berichtet er.

Um die verschiedenen Güter über den Rhein zu transportieren, spielt natürlich auch die Containerschifffahrt eine wichtige Rolle – und dies mit steigender Tendenz. Zu einem der marktführenden Container-Hinterlandlogistik-Netzwerke in Europa zählt die Contargo GmbH & Co. KG mit Terminals an verschiedenen Standorten, zum Beispiel in Wörth und auch im Rheinhafen Karlsruhe. "Sowohl in Karlsruhe als auch in Wörth wird der Containerumschlag durch den trimodalen Logistikdienstleister Contargo in seiner Eigenschaft als Full Service Provider organisiert und abgewickelt. Beide Standorte ergänzen sich und werden entsprechend genutzt, zum Beispiel für das Handling von Leercontainern, der Zwischenlagerung sowie der Containerreparatur", sagt Patricia Erb-Korn.

Zahlreiche Unternehmen haben den Karlsruher Rheinhafen als Standort gewählt. Er verfügt nicht nur über den direkten Zugang zur Wasserstraße, sondern auch über eine umfangreiche Ausstattung an Hafeninfrastruktur wie Verladebrücken, elektrische Krananlagen, einen Containerkran sowie eine Ro/Ro-Verladeanlage. Beim Ro/Ro Verfahren (Roll on/Roll off) wird die Ladung direkt von Land aus auf das Schiff gefahren.

Ein weiterer Pluspunkt ist die gute Verkehrsanbindung – sowohl über Straße, Schiene als auch Wasserstraße. Über die B10 sind die Autobahnen A5 und A8 unkompliziert erreichbar. Der Güterbahnhof Karlsruhe West bietet zusätzlich den direkten Anschluss an das öffentliche Schienennetz. "Der Rhein verbindet die Region Karlsruhe mit der Schweiz und mit den Westhäfen. Zudem ist der Rheinhafen der südlichste Verkehrshafen am nicht kanalisierten Rhein, das heißt, er ist ohne Schleusung erreichbar. Die Verkehre erfolgen schwerpunktmäßig von und zu den Westhäfen Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen", so Patricia Erb-Korn.

Ein besonderer Vorteil sei laut Patricia Erb-Korn auch, dass der Rheinhafen als Gewerbe- und Industriestandort gesichert und "Wohnen am Wasser" kein Thema sei. Beispiele dafür, Hafenareale für eine Wohnbebauung umzuwidmen, gibt es unter anderem in der Hamburger Speicherstadt. "Wir haben im Jahr 2012 unsere langfristige Hafenentwicklungskonzeption verabschiedet.

Im Rahmen einer wissenschaftlichen Analyse durch das Steinbeis-Innovationszentrum Logistik und Nachhaltigkeit aus Sinsheim haben wir damals das Thema 'Wohnen am Wasser' aufgegriffen. Unter anderem wurden die Hafenanlieger befragt. Das Antwortverhalten war eindeutig: Der Rheinhafen ist eines der wenigen Gebiete in Karlsruhe, das durch Gewerbe und Industrie geprägt ist und den Unternehmen Zugang zur umweltfreundlichen Wasserstraße bietet. Eine Zersiedelung des Hafengeländes hätte beispielsweise dazu geführt, dass Unternehmen abgewandert wären. Genau dies wollten wir vermeiden."

Mit dem Rheinhafen Karlsruhe verfügen Stadt und Region nicht nur über eine wichtige logistische Schnittstelle, sondern er bietet auch vielfältige Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten. An schönen Tagen tummeln sich Spaziergänger und Radfahrer entlang des Rheins, zahlreiche Cafés und Restaurants laden zum Entspannen und Genießen ein. Auch das Fahrgastschiff MS Karlsruhe wird gerne für Ausflüge genutzt, zum Beispiel für 4-Häfen-Rundfahrten oder Fahrten nach Germersheim, Speyer oder Straßburg.

Auch der Rheinhafen muss sich laut Patricia Erb-Korn den veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stellen und diese proaktiv angehen. "Ein Stichwort ist in diesem Zusammenhang die Digitalisierung. Zusammen mit den RheinPorts Basel – Weil – Mulhouse und dem Hafen Strasbourg sowie den anderen Häfen am Oberrhein arbeiten wir an der Umsetzung des digitalen Verkehrsmanagementsystems 'RPIS', das zu einer Optimierung der Schiffsumläufe am Oberrhein beiträgt. Dieses Vorhaben wird von der Europäischen Kommission gefördert und kommt seit Anfang 2018 beispielsweise in der Containerschifffahrt am Oberrhein zum Einsatz", so Patricia Erb Korn.

Damit verfolge man auch das Ziel, wo es möglich ist, Containerverkehre von der Straße auf die Wasserstraße zu verlagern. Dies sei aber ein Prozess, der nicht von heute auf morgen vollzogen werden kann.

Sie können jetzt Artikel in Ihrer Leseliste speichern und lesen, wann immer Sie möchten.

Artikel wurde in der Leseliste gespeichert.

Sie können jetzt Artikel in Ihrer Leseliste speichern und lesen, wann immer Sie möchten.

Artikel wurde in der Leseliste gespeichert.

Sie können jetzt Artikel in Ihrer Leseliste speichern und lesen, wann immer Sie möchten.

Artikel wurde in der Leseliste gespeichert.

Sie können jetzt Artikel in Ihrer Leseliste speichern und lesen, wann immer Sie möchten.

Artikel wurde in der Leseliste gespeichert.

Hinweis: Kommentare geben nicht die Meinung von ka-news wieder. Der Kommentarbereich wird 7 Tage nach Publikationsdatum geschlossen. Bitte beachten Sie die Kommentarregeln und unsere Netiquette!