PEUGEOT-GESCHICHTE: DAS MUSEUM IN SOCHAUX, Mahlen nach Zahlen

2022-08-08 16:28:20 By : Mr. Please Contact Evin Wong

Voila - die wortwörtliche Übersetzung Abenteuer-Museum freilich führt ein Stückerl in die Irre, Wasserrutschen, Hochseilparks oder Achterbahnen werden Besucher, die sich um überraschend günstige neun Euro ein Ticket kaufen, keine finden. Dafür aber auf 10.000 Quadratmeter rund 100 Automobile – Serienmodelle wie auch Prototypen - sowie 50 Fahrräder und Motorräder. Ein eigener Bereich ist Rallye- und Rennwagen gewidmet, wo unter anderem auch der 908 HDi steht, mit dem Alexander Wurz im Jahr 2009 der Gesamtsieg bei den ebenso legendären wie grausamen 24 Stunden von Le Mans gelang. Kleine Taferln mit den wichtigsten Infos zu den jeweiligen Ausstellungsstücken informieren die Besucher. Berührend: Auch ohne Französischkenntnisse kriegt man die verklärten Blicke eines in die Jahre gekommenen französischen Ehepaares mit, das vor einem alten Peugeot 403 steht: Man braucht kein einziges Wort des leise geführten Dialog zu verstehen, um zu erkennen, dass da gerade ein Film in den Köpfen abläuft mitsamt all den sentimentalen Erinnerungen – an das Auto, als es noch jung war und sie selbst auch. So oder so: Beim andächtigen Studium zum Beispiel eines Eclipse 402, dem ersten Blechdach-Cabrio aus den Dreißiger-Jahren, wird schnell klar, dass die (eh schon wieder ausgestorbenen) Cabrio-Coupes keine Erfindung der automobilen Neuzeit sind. Sondern eine uralte Kreation Peugeots.

Hauptgeschäft ist und bleibt freilich die Autosparte. Die namensgebende Gründer-Familie stammt aus der damals unter der württembergischen Herrschaft stehenden Umgebung von Montbeliard. Als Gründungsjahr gilt 1810, als die Brüder Jean-Pierre und Jean-Frederic die Firma Peugeot Freres et Compagnie gründeten und die elterliche Ölmühle in Herimoncourt um eine Eisengießerei erweiterten, in der ab 1819 Walzeisen, Sägen, Bajonette, Uhrenfedern und Korsette aus Stahlbändern gefertigt wurden – unter anderem. Die Wende vom Eisenwarenhersteller zum Fahrzeugfabrikanten leitete Jahre später Armand Peugeot ein, der ab 1886 Fahrräder baute, ab 1898 auch motorisierte. Noch im selben Jahr stellte Peugeot ein dampfbetriebenes Dreirad her und bereits im darauffolgenden Jahr den Type 2, Peugeots erstes Auto mit Verbrennungsmotor. Revolutionär: Vollgummireifen, die Peugeot als erster Automobilhersteller überhaupt verwendete. Da die Sägezähne der Peugeot-Sägeblattproduktion an den Rachen eines Löwen erinnerten, wurde die Großkatze ab 1858 als Markenzeichen registriert. Andere Quellen sprechen zwar auch von einem Löwen, der allerdings nichts mit Eisenwaren zu tun hat, sondern vielmehr dem Stadtwappen Montbeliards entstammt. Wie auch immer: Ab 1906 dient der Löwe als Markenzeichen. Bis heute, wenn auch in durchaus unterschiedlichen Ausführungen: Auf den Pfeffermühlen steht er auf vier Beinen, auf Fahrrädern sitzt er aufrecht, auf den Autos jedoch steht er aufrecht auf den Hinterläufen mit gehobenen Tatzen. Und auch die Herkunft der Mittel-Null in der Modellbezeichnung hat eine eigene Story: Bis Ende der 1920er-Jahre nummerierte Peugeot alle Modelle unter der schlichten Bezeichnung Type. Ab Anfang der 1930er-Jahre begann Robert Peugeot, Nachfolger Armand Peugeots, mit dem 201 die Fahrzeuge mit Nummern zu versehen. 201 deshalb, weil dieses Auto eben das bis dahin zweihundertste Produkt der Peugeot-Entwicklungsabteilung war. Der Nuller in der Mitte ist übrigens markenrechtlich geschützt – dies führte im Jahr 1963 dazu, dass Porsche im Namensstreit um den 901 unterlag und ihn daraufhin 911 nannte. Sie wollen mehr über das Reiseauto erfahren? Mittelklasse mit Klasse – zur Story über 50 Jahre Peugeot 504 geht es hier.

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